In der letzten Woche fuhren wir mit einem Transporter zwölf Generatoren in die Ukraine. Es sind über tausend Tage Krieg, und wir waren dort, hörten den Klang des Todes. Das Ziel war die Geburtsstadt von Kseniia (und Selenskyj): Krywyj Rih. Die Stadt liegt im Osten der Ukraine, insgesamt mussten wir eine Strecke von fast 5000 Kilometern für die Hin- und Rückfahrt bewältigen.
Krywyj Rih ist ein wichtige Industriestadt mit etwa 600.000 Einwohnern und nur 60 Kilometer von der aktuellen Frontlinie entfernt. Wir waren vor dem Krieg oft in der Stadt, schon weil dort die Verwandten von Kseniia leben. Das Hotel in dem wir früher übernachteten wurde erst vor einigen Wochen zerbombt. Die täglichen und oft stundenlangen Luftalarme sind zur traurigen Normalität geworden, dazu Stromausfälle und dadurch keine Wasser- oder Wärmeversorgung. Generatoren sind überlebenswichtig.
Schon vor der Abreise organisierten wir die Verteilung mit den örtlichen Behörden. Ein grosser Dieselgenerator sollte an einen «Punkt der Unbesiegbarkeit» in einem Gymnasium für Strom sorgen. Das sind Zufluchtspunkte, in denen man sich aufwärmen und Mobiltelefone aufladen kann sowie Zugang zum Internet und Wasser bekommt. Die anderen Generatoren wurden für verschiedene soziale Einrichtungen vorgesehen, um dort den Menschen zu helfen, die eure Unterstützung am dringendsten benötigen.
Bei der Übergabe war auch ein Fernsehteam anwesend. Während des Interviews ertönte plötzlich die Sirene des Luftalarms – ein durchdringender, schrecklicher Ton – und nur Minuten später kam es zu einer gewaltiger Explosion ganz in der Nähe. Getroffen wurde ein Wohnhaus, es starben eine Frau und drei Kinder, darunter ein 2-monatiges Baby. In diesem Moment spürten wir die brutale Realität des Krieges hautnah.
Wir liefen daraufhin in den Bunker im naheliegenden Regierungsgebäude und harrte dort mit dem Bürgermeister und einigen anderen Offiziellen aus.
Nach dem Ende des Luftalarms fuhren wir – immer noch die Generatoren im Transporter – zum Gymnasium für das der Dieselgenerator vorgesehen war. Dort angekommen der nächste Luftalarm, also wieder in den Bunker. In diesem findet auch der Schulunterricht statt, eine furchtbare Situation für die Schülerinnen und Schüler.
Nach Stunden dann endlich das Ende des Luftalarms und wir konnten ausladen. Jetzt war auch Zeit für die Interviews und es entstand dieser Beitrag für ONE KR.
Auch andere Medien berichteten über unsere Hilfsaktion: Rudana, Rudana bei Facebook
Unser Fazit: Es war eine anstrengende und gefährliche Reise. Und doch nur ein kleiner Beitrag. Während wir jetzt wieder in unserer beheizten und sicheren Wohnung sitzen, erleben die tapferen Ukrainerinnen und Ukrainer dieses Grauen Tag für Tag. Seit über 1000 Tagen. Wir geben nicht auf!